Christliche Ikonografie am Beispiel Tiroler Kirchen
© Anton Prock 2014

Die vier weltlichen Tugenden (Kardinaltugenden)

Die vier weltlichen Tugenden oder Kardinaltugenden werden häufig als Frauengestalten

dargestellt, wobei jede Tugend bestimmte Attribute (Kennzeichen) aufweist. Grundlage

dazu bietet der altgriechische Dichter und Philosoph Plato mit seinem Werk Republik

(4,42ff.).

< Gerechtigkeit (Attribute Schwert und

Waage): Das Schwert steht für Autorität -

nur wer genügend Autorität aufweist,

der kann auch Recht sprechen. Die

Waage dient zum Abwägen des Guten

und des Bösen. Manchmal sind der

Tugend auch die Augen verbunden als

Zeichen der Unparteilichkeit.

> Klugheit (Attribute Spiegel, Schlange):  Der

Spiegel ist ein Hinweis dafür, dass der kluge

Mensch sich einen Spiegel vorhält, über seine

Taten und Gedanken nachdenkt. Die Schlange

steht normalerweise für das Böse, weist hier

jedoch auf eine Stelle im Matthäusevangelium

hin: “Seid klug wie die Schlangen” (Matth.

10,16).

< Mäßigkeit (Attribute zwei Gefäße, Zügel): Die

zwei Gefäße dienen zum Mischen von Wasser

und Wein. Nimmt man

zu viel Wasser,

schmeckt der Wein

nicht gut, nimmt man

zu viel Wein, wirkt die

Mischung

berauschend. Zügel

dienen zum

Einbremsen der

Pferde.

> Stärke (Attribute

Säule - manchmal

zerbrochen -, Löwe,

Keule): Eine Säule muss zum Tragen der Decke bzw. des

Gebälks stark sein.

Gerechtigkeit (Ulrichskirche in Lavant, Foto: A. Prock) Klugheit (Augustinerkirche Gries bei Bozen, Foto: A. Prock) Mäßigkeit (Pfarrkirche Götzens, Foto: A. Prock) Stärke (Pfarrkirche Weer, Foto: A. Prock)