Christliche Ikonografie am Beispiel Tiroler Kirchen
© Anton Prock 2014

Schlange - Drache

Im ostasiatischen Raum ist der Drache das männliche Prinzip und Glücksbringer. Die deutsche und vor allem christliche Gleichung lautet: Drache ist gleich Schlange, Schlange ist gleich Teufel, damit das Böse. Schon Moses nennt als Hauptmerkmal der Schlange die List, sie gilt als Betrügerin und Verführerin. Sie ist das Tier der Verführung beim Sündenfall im Paradies und steht damit für den Teufel. Maria gilt als Besiegerin des Sündenfalls, als “neue Eva”, und zertritt der Schlange den Kopf. Meist ist dies in der Darstellung Maria Immaculata zu sehen. Der Evangelist Matthäus sieht die Schlange jedoch auch als positiv: “Seid klug wie die Schlangen”  (Matth. 10,16). In diesem Sinne steht die Schlange bei den vier Haupt- oder Kardinaltugenden für die Klugheit. Der dabei auch häufig abgebildet Spiegel steht für die Selbsterkenntnis, man denkt über sich selbst nach, was man gut oder schlecht gemacht hat. In der Apokalypse des Johannes wird von einem wasserspeienden Drachen  berichtet, der am Himmel erscheint und die Frau verfolgt, welche ein männliches Kind geboren hatte (Offenbarung des Johannes, 12). Diese Frau wird später mit Maria, das Kind mit Jesus gleichgesetzt. Im Alten Testament wird von Moses und der ehernen Schlange berichtet. Moses zieht auf Anordnung Gottes mit dem Volk Israel durch die Wüste. Das Volk ist wegen der Strapazen stark verbittert und schimpft über Gott. Da sendet Gott eine Schlangenplage. Die Menschen werden gebissen und winden sich im Todeskampf am Boden. Moses bittet Gott um Hilfe. Er gibt Moses den Auftrag, eine Schlange aus Erz (”eherne Schlange”) anzufertigen und auf einer Stange zu befestigen. Jeder, der zu ihr aufblickt, wird gerettet. Diese Szene wird immer wieder als Vorläufer für den Kreuzestod Jesu gesehen - wer zu ihm aufblickt (an ihn glaubt), wird gerettet. Manchmal ist der Ouroboros, die Weltschlange, in Kirchen zu finden. Es handelt sich dabei um eine Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt und dadurch einen Ring bildet. Schon im alten Ägypten galt sie als Sinnbild der Ewigkeit.